Die nächste Niederlage bei ansprechender Leistung
31.1.2021, 15:45 - som

Der Knackpunkt des Spiels erfolgte um die 15. Minute, als Lugano mit einer Triplette aus einem 1:2 ein 4:2 machte. Da liess sich Rappi dann doch etwas zu fest erdrücken. Bis dahin aber zeigte man eine sehr gute Leistung und führte in einem abenteuerlich wilden ersten Drittel verdient. Nach diesen drei Toren konnte der HCL das Spiel aber weitgehend unter seine Kontrolle bringen und liess dem Gegner bis auf wenige Ausnahmen mehr nicht viele Möglichkeiten zur Entfaltung. Aber der Reihe nach.
Nachdem vor einer Woche 37 Schüsse nicht einmal für ein einziges Tor gereicht hatten, dauerte es in diesem Spiel keine zwei Minuten, bis der SCRJ jubeln konnte. Aber beim Start in die Partie mussten sich die Spieler der Lakers dennoch wie in einem schlechten Film gefühlt haben. Mit dem ersten Abschluss des Gegners lagen sie nach einer Minute bereits wieder in Rückstand. Ein Handgelenkschuss von Tim Heed schlug präzis neben dem Pfosten ein. Anders als vor einer Woche aber hatten sie die Antwort postwendend parat. Denn eine Minute später verwertete Vukovic einen Pass von Kay Schweri mit einer Direktabnahme aus etwa 13 Metern zum Ausgleich und nur dreieinhalb weitere Minuten später lagen sie gar in Führung: Jeremy Wick schloss eine tolle Kombination mit Dünner und – wieder – Schweri ab und liess Lugano-Goalie Schlegel keine Chance. Das Spiel blieb kein Augenschmaus für die Freunde der Defensive, denn keines der beiden Teams brachte Ruhe in das Spiel und obwohl Rappi optisch überlegen war, kam es vor Noël Bader immer wieder zu heissen Szenen. Beispielsweise nach elf Minuten, als Arcobello ab der Mittellinie ganz alleine auf das Rappi-Tor losstürmen konnte und verzog. Es erwies sich dann auch als zu unruhig, um einen knappen Vorsprung eine Weile halten zu können, denn nach 14 Minuten nahm das oben genannte Unheil seinen Lauf, als die Tessiner innert vier Minuten und 52 Sekunden drei Tore erzielten. Eines schön herausgespielt, eines im Powerplay und eines von Noël Bader unglücklich ins eigene Tor abgelenkt. Also doch wieder ein schlechter Film für den SCRJ in diesem ersten Drittel.
Es dürfte Jeff Tomlinson fürs Erste gefallen haben, dass seine Spieler das wilde Spielgeschehen etwas beruhigen konnten. Weniger gefallen hat ihm wohl, dass Lugano nach und nach mehr Spielanteile übernahm und die Kontrolle über den Match bei komfortablem Vorsprung übernahm. Mehr oder weniger aus dem Nichts kam der SCRJ dann zu einer grossen Chance zum Anschlusstreffer, aber Sataric scheiterte mit einem Abpraller aus sehr aussichtsreicher Position vor dem offenen Tor an Niklas Schlegel. Ansonsten fand das Spiel hauptsächlich in der Hälfte der Lakers statt. Der vorübergehende Stammtorhüter Noël Bader machte dabei einen soliden Job und entschärfte diverse Abschlüsse. Dennoch zeigte sich die optische Überlegenheit des Heimteams auch bald deutlicher auf der Anzeigetafel. Mit dem Ende des zweiten Boxplays der Lakers, wo Lugano zwar vornehm mit sich selber beschäftigt war, lag die Scheibe wieder im Tor. Mark Arcobello erzeugte im richtigen Moment geschickt eine Überzahl im Slot und konnte die freie Scheibe zum 5:2 verwerten, was gleichbedeutend mit dem zweiten Pausenstand war. Was heute wieder eine latente Baustelle blieb, war das eigene Powerplay. Es sieht in der Regel zwar ganz gefällig aus, aber so richtige Gefahr bringt man zu selten auf das gegnerische Tor. Dazu kommt, dass man die wenigsten Überzahlminuten der gesamten Liga spielt, man also auch die wenigsten Strafen provoziert und folglich zu wenig in den unangenehmen Zonen des Gegners unterwegs ist.
Die Runzeln auf der Stirn der Coaches wurden auch nach 45 Minuten nicht kleiner. Denn bis dahin zeichnete sich die nächste Niederlage immer klarer ab. Dann aber folgte nochmals eine längere Druckphase, worin man sah, wozu die Mannschaft fähig wäre. Man kam zu einigen gefährlichen Szenen und machte gehörig Dampf vor dem Lugano-Tor. Dies wurde dann auch belohnt: Clark verwertete einen Abpraller zum vermeintlich dritten Tor, welches nach dem Videostudium der Schiedsrichter aber aberkannt wurde. Die Druckphase wurde dann zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt unterbrochen, als Clark acht Minuten vor dem Ende auf die Strafbank geschickt wurde. Und so war dann der Film wie so oft in den vergangenen Spielen kurz erzählt: Grundsätzlich kein schlechtes Spiel, ja in gewissen Phasen gar richtig gut. Und doch resultiert eine verdiente Niederlage, weil man den Luganesi in den entscheidenden Phasen des Spiels zu viel Raum liess und die Kontrolle des Spiels in der Folge nicht mehr an sich reissen konnte. Insgesamt fehlte offensiv – wie bereits in den vergangenen Spielen – in diversen Szenen das letzte Quäntchen Glück oder Konsequenz.